[1] Ich fürchte, daß durch meine Thränen
Der Schleier zerrissen wird,
Daß mein versiegeltes Geheimniß
Den Leuten entdecket wird.
[2] Man sagt, daß durch Geduld der Kiesel,
Zuletzt zum Rubin wird,
Wohl wahr! daß durch das Blut des Herzens
Er röthlich gefärbet wird.
[3] Ich will mit Weinen und Flehen
Nun einmal zur Schenke geh'n,
Vielleicht daß von der Hand des Grams
Die Seele befreyet wird.
[4] Von allen Seiten flogen Pfeile
Von meinem Gebete ab,
Vielleicht daß einer von denselben
Doch etwas erzielen wird.
Die Schwelle des Pallasts der Herrschaft,
Die du, o mein Mond! bewohnst,
Sie ist die Werkstatt, wo aus Köpfen
Der Mörtel zubereitet wird.
[5] O Seel', erzähle unsre Sage
Von neuem dem süßen Freund,
Doch sag' ihm so, daß nichts davon
Vom Ostwind gehöret wird.
Wenn alles nicht nach Wunsche gehet,
So kümmere du dich nicht,
Ich danke Gott, daß, statt des Bösen
Nichts Böseres auf dich kömmt.
Mein Herz, geduldig trage Alles,
Betrübe dich nicht, weil doch
Zuletzt aus diesem Abend Morgen,
Und Licht aus dem Schatten wird.
[6] Es ward durch deinen Stein der Weisen
Mein Antlitz in Gold verkehrt,
Indem durch deine Huld selbst Erde
In Goldstaub verwandelt wird.
[7] Der Stolz des Nebenbuhlers bringt mich
In Staunen und Aengstlichkeiten,
O Herr! verhindre, daß ein Bettler
In Ehren gehalten wird.
Du hohe Ceder, bist so störrig,
Du pochest auf deinen Wuchs,
Zu dem von meinen kurzen Händen
Nie eine gelangen wird.
[10] Ist seiner Locken Moschusschleier
In deinem Besitz, Hafis,
So schweige still, weil sonst vom Ostwind
Die Nachricht vernommen wird.